'Ich kann doch nicht im Wald arbeiten' - Ein Fallbeispiel

Eine Teilnehmerin an einem meiner Workshops arbeitet bereits seit einigen Jahren freiberuflich als Grafikerin. Sie lebt in Partnerschaft und hat zwei schulpflichtige Kinder, die die Grundschule besuchen. Sie arbeitet im 'Homeoffice' und will gleichzeitig als Mutter in vollem Umfang für ihre Kinder da sein. Für sie persönlich war es damals ein wichtiges Kriterium, sich für die Selbstständigkeit zu entscheiden, um beide Lebensentwürfe miteinander verbinden zu können.

 

Sie kommt zu mir, weil ihr als Texterin seit einiger Zeit nichts mehr einfällt, ihr fehlen Ideen und die Texte, die sie bei ihren Kunden abliefert, gefallen ihr schon lange nicht mehr. Dieses hat zur Folge, dass ihr seit ca. 6 Monaten die Aufträge wegbrechen, sie Liefertermine nicht mehr einhalten kann und mit der Zeit auch Folgeaufträge und Anfragen von Neukunden weniger werden.

 

Als Erstes stellten wir ihr Business-System auf und ihre erste Reaktion war: „Ich kann das nicht, Selbstständigkeit ist doch nichts für mich, ich weiß nicht, was ich machen soll, mir fällt nichts mehr ein!“

Ich habe dann nach ihrem Arbeits- und Tagesablauf gefragt, wie sie täglich an ihre selbstständige Arbeit herangeht, um Familie und Business unter einen Hut zu bringen. Wie viele andere auch, steht sie mit den Kindern auf, begleitet ihre Kinder nach dem Frühstück zur Schule und setzt sich danach in ihrem Arbeitszimmer bis mittags an den Schreibtisch.

Kreativität bedeutet unter anderem auch, dass wir uns selbst in Situationen bringen müssen, wo wir selbst auch kreativ sein können.

Wir stellten ihren 'Schreibtisch' in ihrem Business-System mit auf. Das interessante war, dass sich herausstellte, dass sie sich an ihrem Schreibtisch gar nicht wirklich wohlfühlte! Wir nahmen dann ihre Kreativität dazu und es zeigte sich, dass es genau darum ging, denn Kreativität ist eine ihrer Kernkompetenzen für ihre Selbstständigkeit! Also ging es im nächsten Schritt darum herauszufinden,

 

  • in welchen Situationen sie selbst kreativ sein kann

  • wo sie sein muss (Orte, Plätze etc.), um gute Ideen entwickeln zu können

  • wie ihre Umstände im außen für sie sein müssen, um als Freigeist Ideen entwickeln zu können, um für sich selbst Kreativität leben zu können

 

Diese Fragen zu beantworten, fiel ihr interessanterweise sehr leicht. Für sie war es wichtig, in der Natur zu sein. Sie bekam am leichtesten Ideen beim Joggen und beim Spazierengehen im Wald. Meine Frage war dann: “Ja wunderbar, wieso machst du es dann nicht so? Und ihre Antwort war „Das kann ich doch nicht machen …, wenn ich arbeite, dann muss ich doch am Schreibtisch sitzen, ich kann doch nicht im Wald arbeiten!“ und ich habe sie dann gefragt „Wer sagt das?“

„Es ist nur ‚richtige‘ Arbeit, wenn ich am Schreibtisch sitze!“

Die Zwickmühle, der innere Konflikt, der unbewusste Glaubenssatz, auf den es am Ende hinauslief, war „Es ist nur ‚richtige‘ Arbeit, wenn ich am Schreibtisch sitze!“

 

Aber für sich selbst braucht sie eigentlich eine Umgebung, wo sie Sport treiben kann oder wo sie spazieren gehen kann, wo sie von der Natur umgeben ist, weil es ihr dann am leichtesten fällt, sich inspirieren zu lassen, Ideen und Konzepte für ihre Kund:innen zu kreieren! Diese Art & Weise entspricht ihrem inneren Wesenskern und ist ein so wichtiger Teil ihres Selbst.

 

Meine Kundin hatte sich durch diese neue Klarheit dafür entschieden, diese Art von 'kreativer Arbeitsgestaltung im Business' für eine Woche auszuprobieren und ein Diktiergerät mitzunehmen, was ja in den meisten Handys bereits integriert ist! (Alternativ auch Papier und Bleistift, je nachdem, welche Vorlieben jeder so hat, denn man weiß ja nie, wann einem gute Ideen und Inspirationen so über den Weg laufen :))

Sich wieder erlauben, selbst herauszufinden, was für das eigene Business gut ist und was nicht!

Eine Woche später bei unserem nächsten ZOOM-Call-Termin berichtete sie dann über ihre sehr guten Erfahrungen mit dieser „kreativen Arbeitsgestaltung“. Sie hatte sehr gute Ergebnisse für ihre Aufträge erzielt.

 

Sie war sehr froh über ihre wieder gewonnene Leichtigkeit und dem Gefühl, wieder mit ihrer eigenen Kreativität und Lebendigkeit verbunden zu sein.

 

Sie konnte erkennen, dass sie viel zu sehr damit beschäftigt war, Erwartungen „anderer“ zu erfüllen und versuchte, dem gerecht zu werden, was „andere“ aus ihrem Umfeld unter „richtiger Arbeitsgestaltung“ sich so vorstellten.

 

Jetzt erlaubte sie sich wieder, was ihr selbst entsprach, was ihr guttat, was sie in ihrer eigenen Kraft & Kreativität unterstützte und vor allem hatte sie sich erlaubt, wieder selbst herauszufinden, was für sie und ihr Business wirklich gut ist!

 

Sie stellte ihren Tagesablauf um, ab jetzt war es für sie „Arbeitszeit“, mit ihrem Diktiergerät täglich in der Natur spazieren zu gehen oder zu joggen und während dessen ihre Ideen auf das Band zu sprechen. Anschließend setzte sie sich wieder gerne an ihren Schreibtisch, um dort ihre Ideen und Ergebnisse für ihre Kund:innen aufzuschreiben. Sie selbst, ihr Business und auch ihre Familie - alle profitieren davon, weil sie wieder die Kontrolle über ihr Business und sich selbst übernommen hat!

 

Auf diese eigene Art & Weise lebt sie ihre eigene Kreativität und stellt dadurch gleichzeitig die beste Verbindung zwischen sich selbst und ihrem Business her!

 

Denk' immer daran, du bist die Expert:in deines Business und als deine eigene Chef:in und Geschäftsführer:in kannst du jederzeit auf deine eigene Art & Weise deiner Arbeitsgestaltung zu 1000 % Einfluss nehmen!

 

Bleib' dran & denk' in Möglichkeiten!

 

Ich wünsche dir eine schöne Woche

Wiebke :)